Erotikon (Erotik)
CSR 1929 | 115 Min.
Regie und Drehbuch: Gustav Machatý
mit Olaf Fjord, Ita Rina, Karel Schleichert, Charlotte Susa
Musik: Daniel Kothenschulte
Erotikon (Erotik)
CSR 1929 | 115 Min.
Regie und Drehbuch: Gustav Machatý
mit Olaf Fjord, Ita Rina, Karel Schleichert, Charlotte Susa
Musik: Daniel Kothenschulte
Donnerstag, 07.11.2024 | 20.00 Uhr | Lichtwerk
In einer stürmischen Regennacht findet ein feiner Herr aus der Großstadt gastfreundliche Aufnahme in einer Bahnstation in der Provinz. Während der alte Eisenbahner zum Dienst muss, entwickelt sich zwischen seiner Tochter und dem Fremden eine erotisch aufgeladene Beziehung. Zurück in der Stadt, hat der Mann das Abenteuer schnell vergessen – bis eines Tages das Mädchen vor seiner Tür steht …
Mit einem Minimum an Zwischentiteln fand der tschechische Regisseur Gustav Machatý zu einer subtilen Filmsprache, die die Atmosphäre der Erotik, Verführung und Begierde durch eine Folge von symbolkräftigen Bildern und Überblendungen erzeugt, die er in seinem nicht minder berüchtigten Film »Extase« (1933, mit Hedy Lamarr) zur Meisterschaft führte. »Der Schritt einer jungen Frau vom Mädchen zur Wissenden, vom Land in die Stadt, von sentimentaler Leichtgläubigkeit zu einer bewussteren, klugen Sensibilität. (…) Was den Film bemerkenswert macht, ist sein Reichtum an poetischen Details, seine kühne, unverhohlene Erotik, am deutlichsten in der Anfangssequenz der sexuellen Initiation der jungen Frau mit ihrem leuchtenden Weiß und den ekstatischen Zuckungen.« (Nick Bradshaw, Time Out Film Guide)
Bei seiner Uraufführung 1929 löste Erotikon einen Skandal aus, der zur Zensur und Verstümmelung der Originalfassung um 22 Minuten, aber auch zu einer cinematografischen Revolution führte, die bis heute als die Grundlage der Verbindung zwischen Kino und Erotik gilt. Der Film bringt die Ästhetik der Avant-Garde mit traditionellen Erzählformen zusammen und vereint dadurch verschiedenste künstlerische Strömungen der späten 1920er Jahre, von der klassischen Moderne über Art Deco bis zum Surrealismus. Erst viele Jahre nach seiner Uraufführung konnte Machatýs Werk in der eigentlich beabsichtigten Form wieder hergestellt werden. Der »von der Zensur gezähmte Film macht erst in der Vervollständigung seinem Titel wirklich Ehre. Eine Hommage an den Augenblick, an die Liebe im Vorübergehen und doch auch an die Sehnsucht.« (Daniel Kothenschulte)
Als Stammgast des FMF am Klavier: Daniel Kothenschulte, Filmkritiker, Filmkurator und Stummfilmpianist.