Mantrap
Regie: Victor Fleming
Freitag 21.10.2016 | 20.00 h | Rudolf-Oetker-Halle
Victor Fleming: Mantrap
[englische Zwischentitel]
Cinematografisches Orchester unter der Leitung von Axel Goldbeck
Mantrap, das ist ein fiktiver Ort am Man Trap River in Kanada. Die Männerfalle, das ist eine realistische Einschätzung der Clara Bow in Hollywood. Frauen gefallen, Männer fallen, gefallene Frauen – geht’s noch misogyner, muffiger, mutloser?
Regisseur Victor Fleming, Allround-Genie, der vom Western zu ›Gone with the Wind‹ und zum ›Wizard of Oz‹ zeigte, dass er praktisch alles konnte, dreht die muffig-moralische Erzählung von Sinclair Lewis in seinem Film um: Nicht die Maniküre Alverna (Clara Bow) ist die eigentliche Männerfalle, vielmehr die männlichen Vorurteile und liebgewordenen Traditionen.
Als der New Yorker Scheidungsanwalt Ralph Prescott keine scheidungswilligen, geldgierigen zukünftigen Ex-Gattinnen mehr sehen kann, rät ihm sein Freund, der Dessoushändler Woodbury, zu einem Männerausflug nach Mantrap, Kanada. Dort treffen sie auf den vom Leben in den Wäldern enervierten Joe, der sich gerade in Minneapolis die flirtive Maniküre Alverna geangelt, geheiratet und mit nach Mantrap gebracht hat: Die Männerfalle ist gestellt, es kommt zum Kampf auf Leben und Tod – mit überraschendem Ende: denn flirtiv zu sein, bedeutet nicht treulos zu sein. Das City Girl Alverna zeigt den Landpomeranzen, was eine Harke (bzw. ein Flirt) ist – ein Stadt-Ladt-Konflikt, den so auch Murnaus ›City Girl‹ vier Jahre später, allerdings mit dramatischer Wucht, zeigen sollte.
Clara Bow, das ›It-Girl‹ des Jazz Age, die Verkörperung des modernen Zeitgeistes von sexueller Freizügigkeit und Selbstverwirklichung, zeigt, dass ihre Freiheit auch die des Mannes sein kann, dass die sexuelle Energie der Frau keine Bedrohung der Männlichkeit sein muss, vielmehr ihre Erfüllung. Mit ihren 21 Jahren hatte Bow bereits 30 Filme gedreht. Mantrap war nicht nur ihr Durchbruch in Hollywood, sondern auch, wie sie später für ihre Söhne auf einem Stapel Produktionsfotos notierte, ›The best silence film I ever made.‹