»Die Stadt ohne Juden«

Österreich 1924, 80 Min.

Regie: K. H. Breslauer

Mit Johannes Riemann, Eugen Neufeld, Hans Moser

Musik: Richard Siedhoff

Begleitung: Richard Siedhoff, Klavier, Mykyta Sierov, Oboe

Donnerstag: 28.10.2021 | 20:00 Uhr | Lichtwerk


»Die Stadt ohne Juden«

Ein Titel, der uns Heutigen das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ein Film, 1924 gedreht, nach fast 100 Jahren wiederentdeckt, restauriert und nun der Öffentlichkeit übergeben. Ein Film, der zum ersten Mal überhaupt das Thema Antisemitismus aufnimmt und in eine satirische Dystopie von unfassbarer Hellsichtigkeit über die Hetze gegen Juden umsetzt. So erscheinen demonstrierende Massen, die in ihrer Wut über die Wirtschaftskrise nach einem Sündenbock suchen und ihn finden. Die Juden werden aus dem fiktiven Staat Utopia gejagt – in Bildern, die die grausame Realität vorwegzunehmen scheinen. Anders als in der Realität wenige Jahre später geht die Filmgeschichte jedoch besser aus. Der Massenhysterie folgt die Ernüchterung. Ohne Juden wird alles schlimmer in Utopia.

Der Film von Karl Breslauer entstand nach dem gleichnamigen Bestseller von Hugo Bettauer, einem österreichischen Erfolgsautor, der nur ein Jahr später von einem jungen Nazi erschossen wurde – und der dafür nicht einmal verurteilt wurde. Fand der Film bei seiner Erstaufführung durchaus breite Beachtung, so galt er bis in die 1990er-Jahre als verschollen. Dank einer Crowdfunding-Kampagne konnte jedoch der in Amsterdam gefundene Torso, zu dem  2015 noch der Flohmarktfund einer weiteren Filmrolle in Paris kam, 2018 vom Filmarchiv Austria restauriert werden.