Donnerstag 2.11.2023 | 20:00 Uhr | Lichtwerk
»Alles für Geld«
In dem einzigen Film, den seine eigene Produktionsfirma herausbringt, spielt Emil Jannings inmitten der Inflationszeit den unersättlichen Industriemagnaten Rupp, dessen Machtgier schließlich auch sein Sohn und seine Ehe zum Opfer fallen. »Geht hin und schauet: dies ist der Film unserer Zeit«, schreibt der Film-Kurier nach der Premiere von Alles für Geld am 6. November 1923.
Der ehemalige Metzger Rupp ist durch den Ersten Weltkrieg als Industrieller zu Reichtum gelangt. Der Aristokrat Henry hingegen ist völlig verarmt und muss sich als Elektriker in einem Varieté über Wasser halten. Als Rupp in dem Varieté zu Gast ist und einer Tänzerin gegenüber zudringlich wird, gerät Henry mit ihm aneinander und verliert daraufhin seinen Job. Um ihm zu helfen, verkauft seine Verlobte Asta ihren Familienschmuck – ausgerechnet an Rupp. Systemgewinnler und Emporkömmling versus verarmter Adel: Der Streit zwischen den beiden Männern eskaliert bis zum Duell.
Die große Kunst von Jannings besteht darin, diesem rücksichtslosen Despoten menschliche Züge zu verleihen. Er ist, so schreibt Kurt Pinthus 1923, »brutal, listig, protzig, kindlich, wollüstig, sohnesliebend, tragisch, rasend, verliebt, zusammenbrechend, kleinbürgerlich, größenwahnsinnig, aber mit einem Schuß Gutartigkeit; kurz: der Über-Raffke.« Immer wieder blitzt dabei das Genie des Regisseurs Reinhold Schünzel auf. Er unterlegt den Film mit erotischem Witz, Tempo und Biss.
Eunice Martins, seit 23 Jahren Hauspianistin des Kino Arsenal – Institut für Film- und Videokunst, Berlin, ist regelmäßiger Gast beim Film+MusikFest.