Das Cabinet des Dr. Caligari
D 1920, 72 Min.

Regie: Robert Wiene

Drehbuch: Hans Janowitz, Carl Mayer

Bauten: Walter Reimann, Hermann Warm und Walter Röhrig

Darsteller: Werner Krauß, Conrad Veidt, Lil Dagover

Komposition: Giuseppe Becce

Begleitung: Metropolis Filmorchester Berlin, Dirigat Burkhard Götze

Donnerstag 19.10.2023 | 20:00 Uhr | Rudolf-Oetker-Halle



»Das Cabinet des Dr. Caligari«

Das Cabinet des Dr. Caligari (1920) von Robert Wiene gilt mit seiner außergewöhnlichen Kulisse des Filmarchitekten Hermann Warm als Meilenstein des expressionistischen Films. Darin erzählt der Protagonist Franzis die Geschichte des unheimlichen Schaustellers Dr. Caligari, der mit Hilfe des Schlafwandlers Cesare Angst und Schrecken in der norddeutschen Kleinstadt Holstenwall verbreitet. Tagsüber präsentiert Dr. Caligari Cesare als Attraktion auf dem Jahrmarkt, doch des Nachts begeht der Schlafwandler Morde im Auftrag seines Herrn. Schließlich entlarvt Franzis Dr. Caligari als Direktor einer Nervenheilanstalt. Doch das Ende ist doppelbödig: Denn Franzis ist in der Realität selbst Insasse der Anstalt und hat die Geschichte fantasiert.

 

Mit seiner einzigartigen Kulisse und einer Handlung voller Fallstricke und Doppelbödigkeiten, die die allgemeine Verunsicherung des Menschen nach dem Ersten Weltkrieg in ikonische Filmbilder fasst, wird dieser Film zum Inbegriff der ästhetischen Gattung des »Caligarismus«. Rudolf Kurtz schreibt dazu 1926: »Wie ein Fiebertraum wirkte dieser Film, der in wilder Zeit seine Uraufführung erlebte: mit dunklen Straßen, hinüberschallend befehlende Kommandos republikanischer Truppen, irgendwo grelle Schreie von Straßenrednern – und im Hintergrund ein zentrales Stadtviertel in tiefe Finsternis getaucht, von radikalen Aufrührern besetzt, mit Gewehrgeknatter, Soldatenketten, Dachschützen und Handgranaten …«.

 

Von den über 90 Filmen, an denen Robert Wiene mitwirkte, existieren heute nur noch ca. 20, darunter drei weitere Produktionen in expressionistischem Dekor: »Genuine« (1920), »Raskolnikow« (1923) und »Orlac’s Hände« (1924). Ursprünglich war Fritz Lang für die Regie vorgesehen. Da er aber grad einen großen kommerziellen Erfolg mit »Die Spinnen« hatte, musste er den zweiten Teil der ursprünglich auf vier Teile konzipierten Serie realisieren – und Robert Wiene sprang ein. Bis heute ist dessen künstlerischer Anteil gegenüber dem Dream Team der Drehbuchautoren und der Filmarchitekten umstritten.

Das Metropolis Orchester Berlin spielt die seit Jahrzehnten nicht mehr aufgeführte Originalmusik von Giuseppe Becce aus dem Jahr 1920, editiert von Burkhard Götze.